04 Mrz Lass uns nackt sein!
Nacktheit ist in Berlin nichts Neues, aber was für den Menschen gilt, sieht bei Lebensmittel- und Kosmetikprodukten leider anders aus: Sie haben noch viel zu viel Plastik an. Da Plastik alles andere als sexy ist, hat die britische Kosmetikfirma Lush eine nackte Revolution ins Leben gerufen und die erste Unverpackt-Filiale für Kosmetik in Deutschland am Berliner Alexanderplatz eröffnet. Die 55 Quadratmeter große Filiale ist der zweite Naked Shop weltweit nach der Eröffnung in Mailand im Juni 2018. Der Shop in Mailand, zuerst nur für drei Monate geplant, wurde aufgrund der äußerst positiven Resonanz auf unbestimmte Zeit verlängert.
Nackt ist in: Das Lush Sortiment bietet über 240 nachhaltige, palmölfreie Alternativen zu verpackter Kosmetik, mit Klassikern wie festen Shampoo-Bars, Seifen, Deodorants und Neuheiten wie festen Bodylotions, fancy Duschbadekugeln, für alle Berliner, die keine Badewanne, sondern Platzprobleme haben, Duschöle, Augenpflege, Körpermasken, Haarkuren, handgemachte Hautcreme, nackten Body-Conditionern mit Rose, Geranien, Zitronen und sanftem Goldglitzer – der Glitzer in Lush Produkten hat nichts mit Umweltverschmutzung, Mikroplastik oder Kinderarbeit, aber dafür viel mit glücklich Glow zu tun und die weltweit ersten, unverpackten, komplett plastikfreien Highlighter, denn um zu strahlen müssen wir der Umwelt keinen Schaden antun.
Der Berliner-Laden möchte seinen KundenInnen unter dem Motto „Shine a Light on Glitter“ nicht nur mit unserem Favoriten, dem rosa schimmernden Ibis Glow Stick versorgen, sondern sie auch über die Folgen von Mikroplastik für die Umwelt aufklären: Sehr viele Arten von Glitzer in den unterschiedlichsten Produkten erhalten PET oder Mikroplastik, das in die Meere gelangt, sich dort niemals zersetzt, von Fischen geschluckt wird und irgendwann womöglich auch auf unserem Teller landet. Wenn es im selben Tempo weitergeht, werden die Weltmeere im Jahr 2050 mehr Plastik als Fische enthalten. Lush arbeitet deshalb seit 2018 ausschließlich mit synthetischem Mica, das von Menschenhand hergestellt wird, den Effekt von natürlichem Mica imitiert, aber für dessen Abbau und Weiterverwendung weder Schwermetalle noch Reinigungsstoffe vonnöten sind.
Die Lush-Produkte sind kleine, nachhaltige, nackte Alternativen für den Alltagsgebrauch – mit großer Wirkung für unsere Haut und unsere Umwelt. Die festen Haarseifen sind so ergiebig wie drei Plastikflaschen Shampoo à 250 Milliliter, alle nackten Duschgels wie zwei und dank klein, aber fein werden auch die Emissionen auf der Straße eingespart, ein interessanter Vergleich: Ein LKW voller fester Shampoo Bars reicht für so viele Haarwäschen wie 15 LKW bestückt mit regulären Shampoo-Flaschen. Im Jahr 2017 haben Lush Kunden 800.000 Plastikflaschen gerettet, indem sie sich für die nackten Tatsachen entschieden: Shampoo, Conditioner, Deo, nackte Fest- und Flüssigseife, Badeöle, Duschgels, Masken, Massagebutter, Puder, Gesichtsserum, Gesichtsreinigung haben allesamt die Plastikhüllen fallen lassen.
Der Nachhaltigkeitsgedanke zieht sich durch die gesamte Produktionskette – für die Beschaffung von Rohstoffen arbeitet Lush mit Projekten zusammen, die Frauen bei der Arbeit und Kinder bei der Bildung unterstützten – und macht auch vor dem Ladenbau nicht halt: Der Großteil der alten Ausstattung wurde angepasst und weiter benutzt und neue Möbel werden aus sogenanntem Reclaimed Wood hergestellt, für welches das Unternehmen extra ein Einkaufsteam beschäftigt, das aus alten Abrissgebäuden Holz aufkauft und nachhaltig für die Filiale aufbereiten lässt. Gut möglich also, dass ein alter Dielenboden aus einem Bauernhaus als neues Regel für Badekugeln einen zweiten Frühling erlebt.
Unser Lieblingsprodukt in dieser Kreislaufwirtschaft des Nackt- und Nachhaltigseins ist nicht ohne Grund der Charity Pot: Alle Umsätze dieser nackten Body-Lotion wandern an Graswurzelorganisationen. Großzügig ist nackt noch schöner.